Geschichte International

Fortgesetztes Drängen auf Ergänzung der Zwölfzahl

Der Kreis der Apostel schwand dahin. Seit 1858 rechneten die acht Verbliebenen damit, dass eine neue apostellose Zeit kommen würde. Doch trotzdem fühlten sich 1859 und 1860 mit Taplin und Geyer die zwei wohl bedeutendsten Propheten der damaligen apostolischen Kirche vom Geist Gottes gedrängt, neue Apostel zu rufen und so den dahinschwindenden Kreis der Apostel zu ergänzen.

Der Tod Apostel Carlyles am 28. Januar 1855 wurde als besonders herber Verlust im Apostelkreis empfunden. Er hatte in dem Engel-Evangelisten Charles J. T. Böhm einen engen Mitarbeiter gehabt. Die Zusammenarbeit beider war so eng, dass das Buch Die Kirche in unserer Zeit 1843 als ihr Gemeinschaftswerk entstand. Am 17. Juli 1859 wurde Böhm von Taplin dem „Pfeiler“ der Propheten in der Apostelkapelle in Albury „an die Stelle“ Carlyles gerufen. Auch der Wortlaut der Rufung ist überliefert – allerdings hängt dessen Deutung stark von der nachträglich vorgenommenen Zeichensetzung ab. So ist folgende Übersetzung möglich:

„Jesus ruft dich, [der du] apostolischer Bote [bist]. Er will dich, Helfer, an Stelle dessen verwenden, den er zu sich versammelt hat. Er wird dich am Tag seines Erscheinens anerkennen. Suche zu versiegeln. Suche, die Kinder dessen, der verschieden ist, zu sammeln und zu segnen.“

Der deutsche Engel-Prophet Geyer hat die Rufungsworte so gedeutet. Geraume Zeit zögerten die Apostel, wie die prophetischen Äußerungen zu verstehen seien, und dadurch konnten sich die Propheten ermutigt fühlen, in ihrem Drängen nach der „Vollendung der Ordnungen“ nicht nachzulassen. Taplins Rufungsworte veranlassten Apostel Woodhouse, den versammelten norddeutschen Engeln Böhm als seinen Helfer vorzustellen. Noch war aber nicht daran zu denken, dass Böhm Versiegelungen durchführte – dies blieb ganz selbstverständlich Aufgabe des Apostels. Böhms wichtigste Aufgabe blieb es, als Evangelist an der Seite des Apostels Impulse für die Arbeit der anderen Evangelisten zu geben. Zeitweise war er nicht in Norddeutschland, sondern in Dänemark tätig.

Die leeren Stühle besetzen

1860 fand in Albury die dritte der prophetischen Konferenzen statt. Inzwischen war auch Taplin nicht mehr unter den Lebenden. Mit ihm starb der erste der vier „Pfeiler“ im so genannten vierfachen Amt. Auch die „Pfeiler“, so entschieden die noch lebenden Apostel, waren nur einmal von Gott gegeben, und auch ihre Stelle konnte nicht durch andere Männer besetzt werden.

Geyer berichtete im Rückblick, dass er damals Böhm und Caird zu Aposteln gerufen habe. Nach einigem Zögern hätten die Apostel die Rufungen zurückgewiesen. In den offiziellen Aufzeichnungen über die Weissagungen des betreffenden Tages – es war der 30. Mai 1860 – ist eine derartige Weissagung nicht enthalten. Nur die von den Aposteln autorisierten Weissagungen durften in den offiziellen Bericht aufgenommen und unter den Gemeinden verbreitet werden. Und die Apostel hatten auch diesmal die Rufung neuer Apostel abgelehnt.

Max von Pochhammer, der als Evangelist bei der Gründung der ersten norddeutschen Gemeinden Großes geleistet hatte, bestätigte 1892, dass Geyer 1860 tatsächlich über Böhm und Caird prophetische Worte gesprochen hatte. Er fügte allerdings hinzu: „Das klingt, als wenn jene Weissagungen eine deutliche Rufung zum Apostel-Amte enthalten hätten. Die Worte aber lauteten so, daß sie ganz treulich dadurch erfüllt worden sind, daß diese beiden Männer zu Coadjutoren, d.h. zu Gehülfen der Apostel erwählt worden sind.“

Mit dieser Erklärung verträgt sich nur schlecht die Tatsache, dass Böhm vor Geyers Rufung seine Tätigkeit als Koadjutor begann und Caird erst fünf Jahre später. Erst seit 1865 gewannen Koadjutoren an Bedeutung. Die Apostel, an Zahl immer weniger und durch ihr Alter geschwächt, schickten die Koadjutoren auf Reisen, um zu versiegeln und Amtsträger zu ordinieren.

Geyer offenbart sich Schwartz

Doch zurück zum Jahr 1860!

Als Geyer aus Albury zurückkehrte, legte sein Schiff in Hamburg an, und vor der Weiterreise übernachtete er beim Engel der dortigen Gemeinde, Friedrich Wilhelm Schwarz. 1891 erinnerte er sich an das damalige Gespräch. Geyer habe ihm berichtet, dass Gott Böhm und Caird zu Aposteln gerufen habe. Er habe sich gefreut, doch Geyer habe ihm gesagt, dass die sechs Apostel die Berufung nicht angenommen hätten und beide wohl zu Koajutoren machen wollten. Er sei darüber unzufrieden gewesen, dass „erst einzelne Apostel die Berufung der zwei Brüder annahmen und nach einer Konferenz der Apostel sagten sie: Wir nehmen in unserer Mitte keine neuen Apostel mehr auf!“
Damals gab Schwarz dem Propheten Geyer „den Rath stille zu sein und sich willig zu unterwerfen unter dem, was die Apostel aufgestellt haben. Denn die Verantwortung liegt auf den Aposteln und nicht auf dir.“

Damals, so Schwarz, habe er den Eindruck gehabt, dass Geyer „im Frieden nach Berlin“ gezogen sei. Aber dieser Friede währte nicht lange.

Geyer kam zu dem Schluss, dass die englischen Apostel sich Gottes Willen entgegen stellten. Er kündigte ihnen innerlich den Gehorsam auf und suchte Gleichgesinnte im Kreis der norddeutschen Amtsträger. Dort war die Hoffnung, dass Geyer mit seinem Beharren auf Fortsetzung des Apostelamtes recht haben könnte, offenbar so groß, dass sie Geyer gewähren ließen, ohne es ihren kirchlichen Vorgesetzten zu offenbaren.

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