Jesus in der Krippe
„… und legte ihn in eine Krippe“ – Maria legte ihren neugeborenen Sohn in Windeln gewickelt dorthin, wo offensichtlich noch Platz war – in eine Krippe. Denn in einer Herberge war nichts mehr frei (Lk 2,7). Ob die Familie Jesu im – als überfüllt gedachten – Bethlehem im Untergeschoss eines privaten Hauses untergekommen ist oder in einer der vielen Höhlen um Bethlehem, die zum Unterstellen von Vieh genutzt wurden, wissen wir nicht. Die Krippe, in der Jesus lag, war wohl ein Trog, in dem das Futter für die Tiere bereitgehalten wurde. Oft waren solche Futterkrippen aus der Wand des Stalles herausgearbeitet oder in den Boden eingelassen. Von der Krippe in Bethlehem bis zur Darstellung des biblischen Geschehens in Weihnachtskrippen war es aber noch ein weiter Weg.
Lebendige Krippe in der Einsamkeit
Von Franziskus von Assisi wird berichtet, dass er im Jahr 1223 beim Dörfchen Greccio im einsam gelegenen Rieti-Tal in Italien erstmals eine Krippe mit lebenden Personen und Tieren in einer Felsgrotte aufstellte. Dies diente der Darstellung der Menschwerdung des Gottessohnes und der Verkündigung der Weihnachtsbotschaft – besonders für die Menschen, die in damaliger Zeit kaum lesen und schreiben konnten.
Die Hoch-Zeit der Krippen
Auch während der Barockzeit und der Zeit des Rokoko wurden bildliche Darstellungen der Weihnachtsgeschichte in den Dienst der Verkündigung gestellt. Es entstand die Kunst des Krippenbaus, die im süddeutschen, österreichischen und norditalienischen Raum in ihrer höchsten Blüte stand. Solche, manchmal mehrere Quadratmeter Fläche einnehmenden Krippen waren nicht für den Privathaushalt gedacht, sondern wurden in Kirchengebäuden aufgestellt – auch, um (typisch für diese Zeit) einen Kontrapunkt zur Bildfeindlichkeit evangelischer Kreise zu setzen. In der Zeit der Aufklärung ab dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde diese eher gefühlsbetonte Religiosität aber als unangemessen angesehen.
Rückzug ins Private
So verbannte Kaiser Joseph II., ein aufklärerisch gesinnter Herrscher im Deutschen Reich, im Jahr 1782 die nach seinem Urteil allzu frömmelnd und fantasievoll wirkenden Krippen aus den Kirchen. Nun gelangten die Krippen nach und nach in die Privathäuser – passend zum Rückzug der Menschen ins Private, Idyllische, Geordnete während der Biedermeierzeit (etwa 1820–1850). Der Brauch des Krippenaufstellens beschränkte sich im Laufe der Zeit aber nicht mehr auf den katholischen Bereich, auch in protestantischen Häusern wurden und werden Krippen aufgestellt und bestaunt.
Die neuapostolischen Kirchengemeinden in Süddeutschland feiern den Weihnachtsgottesdienst am Ersten Weihnachtsfeiertag, Montag, 25. Dezember 2023.
Foto: Lisa + Wilfried Bahnmüller