Geschichte International

Erste Schritte unter neuen Aposteln

Eine apostolische Gemeinde ohne Apostel – das war Hamburg von Januar bis März 1863, weil Apostel Rudolf Rosochacky sich von seinem Amtsauftrag distanzierte. Die Gemeinde hielt dennoch an einer großen Erwartung fest: Gott würde zwölf weitere Apostel aussenden, und durch sie würde er die volle Kraft des Apostelamts offenbaren.

Der apostellose Zustand in der Gemeinde Hamburg endete, als der Priester Carl Wilhelm Louis Preuß am 8. Februar 1863 durch drei verschiedene Weissagungen aus der Gemeinde zum Apostel gerufen und nach einer weiteren prophetischen Aufforderung am 18. März feierlich ausgesondert wurde. Die Rufung erfolgte durch weissagende Personen in der Gemeinde, als der Prophet Geyer abwesend war. Geyer fiel es schwer, diese Rufung anzuerkennen und dem Apostel P

Von Hamburg nach Amsterdam

Anders verhielt sich Preuß’ ehemaliger Vorsteher Friedrich Wilhem Schwarz. Zwar war auch ihm klar, „ein junger Mann, unter mir gedient als Priester, wurde mein Apostel“. Aber als solchen nahm er ihn an und diente unter ihm im Bischofsrang, bis er selbst als Apostel nach Amsterdam ausgesandt wurde. Am 27. Mai 1863 wurde Schwarz „vom Herrn nicht allein durch Geyers Mund, sondern durch den Mund vieler weissagender Personen gerufen, ein Apostel des Herrn zu sein“.

Das weitere Geschehen fasste Schwarz 1891 in wenigen Worten zusammen: „Es wurde mir Holland, Amsterdam angewiesen und reiste von Hamburg allein ab, traf Ende September in Amsterdam ein und wirke hier mit Segen seit der Zeit.“ Apostel Schwarz – in den Niederlanden schrieb er sich Schwartz – legte 1864 die Grundlagen für die Gemeinde in Amsterdam. 1869 kam eine Gemeinde in Enkhuizen hinzu, fünf weitere folgten in den 1870er Jahren. 1876 hatten die niederländischen Gemeinden etwa 600 Mitglieder.

Zwölffaches Apostolat und Naherwartung

Geyer hatte 1862 „eine ganz neue Reihe“ deutscher Apostel angekündigt. Nach damaligem Verständnis hieß es, dass zwölf Apostel tätig werden mussten, damit die volle Kraft des Apostelamtes offenbar werden konnte. So wurden schon am 30. Oktober 1864 in Hamburg vier Männer aus der Gemeinde durch den Propheten Geyer zu Aposteln gerufen: Johann August Ludwig Bösecke (1821-1886), Johann Christoph Leonhard Hohl (1822-1887), Heinrich Ferdinand Hoppe (1830-ca. 1890), Peter Wilhelm Louis Stechmann (1837-1911).

Die Apostel Hohl und Bösecke konnten in Deutschland einige Gemeinden gründen, während die Arbeit von Stechmann und Hoppe in Ungarn und Nordamerika kaum Spuren hinterließ. Für kurze Zeit wirkte Apostel Hoppe unter Auswanderern aus Hamburg, die ihn nach Chicago gerufen hatten; danach verloren sich seine Spuren in New York.

In dem nach Aufzeichnungen von Apostel Schwarz verfassten „Buch für unsere Zeit“ sind einige Angaben des Bearbeiters über Apostelrufungen in Amsterdam. Dort seien 1873, so heißt es, „noch drei Männer zu Aposteln gerufen“ worden, „nämlich ein Diakon dieser Gemeinde zum Apostel für Italien, der Aufseher der Gemeinde zu Enkhuizen zum Apostel für Frankreich und der Aufseher der Gemeinde zu Bielefeld zum Apostel für Deutschland“. Zusammen mit einem weiteren in Hamburg für Ungarn gerufenen Apostel habe man im „zweiten Leuchter“ (neben dem ersten mit den englischen Aposteln) bereits zehn Apostel und dürfe hoffen, bald die Zwölfzahl zu erreichen.

Für den Kreis um Apostel Schwarz verband sich mit der Vervollständigung der Zwölfzahl die Hoffnung, dass Christus danach bald wiederkommen werde. Apostel Schwarz hoffte zudem aufgrund einiger prophetischer Aussagen, dass er das Kommen Christi noch erleben werde. Beide Hoffnungen wurden, auch wenn man sie in Weissagungen begründet sah, ausdrücklich als persönliche Hoffnung dargestellt, deren Erfüllung nicht zwingend war. Deshalb traf Apostel Schwarz auch Regelungen für seine Nachfolge als Apostel für die Niederlande.

Zwei Apostel in einem „Stamm“

Nur eine der zitierten Angaben über weitere Apostelrufungen im Arbeitsbereich von Apostel Schwarz lässt sich mit den derzeit bekannten Fakten in Übereinstimmung bringen. Der „Aufseher der Gemeinde zu Bielefeld“ war Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff, der 1867 durch Apostel Schwarz versiegelt wurde und 1868 von ihm in seine westfälische Heimat geschickt wurde, wo er mit Schwerpunkt in Bielefeld tätig war. Ihm vertraute Apostel Schwarz 1872 nach einer prophetischen Rufung das Apostelamt an. In den Berichten ist davon die Rede, dass er ihn hierzu (unter Handauflegung) „aussonderte“. Im katholisch-apostolischen Sprachgebrauch war die „Aussonderung“ der Apostel etwas grundsätzlich anderes als eine Ordination (vgl. Artikel 4 dieser Serie). Bei der „Aussonderung der Apostel“ am 14. Juli 1835 gab es niemanden, der im Amt über dem Apostel stand. Die Engel der Sieben Gemeinden legten den Aposteln die Hände auf und zeigten damit, dass sie und alle anderen Engel und Gemeinden sich den Aposteln unterstellten. 1872 war es in der Person des Apostels Schwarz ein Apostel, der einen neuen Apostel „aussonderte“, und so nahm die „Aussonderung“ eines Apostels im neuapostolischen Sprachgebrauch allmählich den Charakter einer Ordination an. Neu war jetzt auch, dass Menkhoff weiterhin als Mitarbeiter des Apostels Schwarz in dessen „Stamm“ galt.

Auch der Hamburger Bezirk wurde nach Apostel Preuß’ Tod (1878) Apostel Menkhoff zur Pflege anvertraut, weil der von Geyer berufene Nachfolger keine Anerkennung bei Schwarz und den mit ihm verbundenen Aposteln fand. Nach Auffassung des Apostels Schwarz hatten die Hamburger Amtsträger voreilig gehandelt und sich verhalten, „als ob gar keine Apostel wären“, denen man die Aufsicht über das weitere Vorgehen zu überlassen hatte.

Apostel Schwarz begründet den Apostelring

Apostel Schwarz legte Wert auf ein enges Zusammenwirken aller Apostel, und er suchte sie im „Apostelring“ zusammenzuführen. 1880 schrieb er einem Vertrauten der Anfangsjahre, dem Bischof Hübner in Coswig: „Bruder Hohl hat sich uns angeschlossen, so auch der Bruder Bösecke nähert sich uns, und die Aussicht scheint Wahrheit zu werden, daß wir eins werden miteinander.“ Zur Regelung seiner Nachfolge im Apostelamt legte Apostel Schwarz 1891 fest, dass „nicht die Rufung, sondern die Aussendung durch Apostel jemand zum Apostel macht“. Dies verhinderte nicht, dass der 1897 prophetisch zu Schwarz’ Nachfolger im Apostelamt gerufene Martinus van Bemmel sich mit einem Teil der niederländischen Geschwister vom Apostelring fernhielt, während ein anderer Teil unter Apostel Kofman die Zugehörigkeit zur Aposteleinheit betonte.

Nach Apostel Schwarz’ Tod am 6. Dezember 1895 wurde der Apostel Friedrich Krebs von der Mehrzahl der Apostel als Integrationsgestalt anerkannt, um die sich die anderen Apostel scharten. „Vater Krebs“ wurde während seiner Amtstätigkeit gelegentlich als „Stammapostel“ bezeichnet und nach seinem Tod, als sich dieser Begriff für den von ihm eingesetzten Nachfolger Hermann Niehaus durchgesetzt hatte, regelmäßig so benannt.

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