Den intern sogenannten Videogottesdienst führte der Leiter der Gebietskirche, Bezirksapostel Michael Ehrich, in Karlsruhe durch. Mit dabei in der großen leeren Kirche Karlsruhe-Mitte waren Apostel Martin Schnaufer (Apostelbereich Freiburg/Tübingen), ein Organist sowie ein Techniker.
Angesichts der Corona-Pandemie nutzte die Kirche mit der öffentlichen Sendung im Internet – via Livestream über den YouTube-Kanal der Gebietskirche Süddeutschland – die einzige Möglichkeit, die neuapostolischen Christen im Arbeitsbereich des Bezirksapostels Ehrich (Bezirksapostelbereich) mit einem Wortgottesdienst geistlich zu versorgen: Die Videoübertragung wurde in den Sprachen Deutsch einschließlich der Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch und Kroatisch angeboten. So konnten Kirchenmitglieder auch in west- und ostafrikanischen Ländern, die zum Bezirksapostelbereich gehören, sowie in Kroatien, der Ukraine und weiteren Gebieten daran teilnehmen.
Kirchenmitglieder in Süddeutschland, die keinen Internetzugang haben, konnten den Gottesdienst per Telefonübertragung miterleben.
Diese aufwendige Maßnahme erfolgte zum einen, weil Gottesdienstfeiern wie gewohnt nicht möglich sind – zum Schutz der Menschen, um durch die Vermeidung von Kontakten eine weitere Verbreitung der Corona-Pandemie zu verlangsamen und einer Überlastung der medizinischen Versorgung entgegenzutreten.
Zum anderen ist für die Glaubenden das Gottesdienst-Erleben, in dem die Verkündigung des Wortes Gottes breiten Raum einnimmt, von hoher Wichtigkeit. Darauf bezog sich der Bezirksapostel, als er in der Predigt von den Worten Jesu gemäß dem Matthäus-Evangelium sprach: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Mt 4,4).
Christus vertrauen und stets auf ihn schauen
Im Mittelpunkt der Wortverkündigung – in freier Rede, vom Heiligen Geist erweckt – steht das Evangelium Jesu, das von dessen Leben und Wirken und Opfertod, seiner Auferstehung und seinem Wiederkommen kündet. Auf das Wiederkommen Jesu Christi bereiten sich die Glaubenden vor.
Das Wiederkommen Jesu Christi war ein Teil des Trostwortes, das der Bezirksapostel den vielen Brüdern und Schwestern für die kommende Zeit mitgab, die zu Hause allein oder in der engsten Familie am Videogottesdienst teilnahmen: „Was immer die Zukunft bringen mag – es gilt uns das Wort des Herrn: ‚Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt‘ (Mt 28,20). Es gilt uns auch die Verheißung des Herrn, dass er wiederkommen wird.“
Der Bezirksapostel erwähnte zu Beginn der Predigt auch die hierzulande kaum vorstellbaren Notsituationen, die neuapostolische Christen in einigen Gegenden seines Arbeitsbereichs durchleben. Von diesen Glaubensgeschwistern könne man lernen, auch dann den festen Glauben und das feste Vertrauen zum Herrn zu bewahren. „In schwierigen Situationen muss sich für jeden von uns zeigen, dass wir am Vertrauen zum Herrn festhalten und dass wir in allen Augenblicken auf ihn schauen“, sagte er.
Freude und Trost aus Gottes Wort
Als Bibelwort und Basis für die Predigt nahm der Bezirksapostel Jeremia 15,16: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ich's empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.“ Er verdeutlichte, dass der Prophet Jeremia schwer an dem Prophetenamt und der damit verbundenen Aufgabe trug, dass ihm das Wort Gottes jedoch immer wieder Quelle der Freude und des Trostes war. Für alle in den Gemeinden heute gebe es immer wieder einmal Situationen, in denen auch sie schwer zu tragen hätten. Da wirke das Wort Gottes für den, der es im Glauben ergreife, Freude, Trost und Zuversicht. „Seien wir dankbar, dass wir auch in der Ausnahmesituation, in der wir zurzeit stehen, die Möglichkeit haben, das Wort Gottes zu empfangen!“, appellierte er.
Apostel Schnaufer wies in seinem Predigtbeitrag darauf hin, dass das Wort Gottes immer noch die gleiche Kraft habe: „Daran ändert sich nichts durch die Situation!“ (Gott legt, so ist die Glaubenslehre und -gewissheit, in die unzulänglichen menschlichen Worte der Predigt Kraft hinein, die den Glauben und das Vertrauen stärkt, Trost gibt und Erkenntnis fördert.) Auch das Verhältnis zu Gott, so der Apostel, werde nun nicht verändert und vor allem: „Der Herr liebt uns genauso wie vorher“. Er zitierte in diesem Zusammenhang Psalm 139,2ff, wo u.a. heißt: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“
Videogottesdienst als Wortgottesdienst
Üblicherweise versammelt sich die gottesdienstliche Gemeinde, um Gottes Wort zu hören und durch das Sakrament gesegnet zu werden – die Spendung der Sakramente ist zentrales Ereignis im Gottesdienst. Das Heilige Abendmahl wird grundsätzlich in jedem Gottesdienst gefeiert, der von einem Apostel oder priesterlichen Amtsträger geleitet wird.
Auch in den überregionalen, vom Stammapostel oder Bezirksapostel gehaltenen Gottesdiensten, die mit unterschiedlichen Medien übertragen werden, wird das Heilige Abendmahl gefeiert: sowohl in der Gemeinde, in welcher der Gottesdienst mit dem Stammapostel oder Bezirksapostel stattfindet und die „Sendeort“ ist, als auch in den durch Übertragung verbundenen Gemeinden.
Am Videogottesdienst war eine Teilnahme ausschließlich von zu Hause aus möglich. Somit musste auf die Feier des Heiligen Abendmahls verzichtet werden – es handelte sich also um einen Wortgottesdienst.
Der Bezirksapostel lud zum Beten des „Unser Vater“-Gebets ein und verkündigte die Sündenvergebung (dies erfolgt im üblichen Gottesdienst liturgisch vor dem Heiligen Abendmahl). Mit Gebet und Segen beendete er diesen ersten ausschließlich medial verbreiteten Gottesdienst der Gebietskirche Süddeutschland.